Der Begleiter

Veröffentlicht am 15. Dezember 2024 um 06:06

Ich atme geräuschvoll aus und sehe mich in meinen eigenen vier Wänden um. Es wird wieder Zeit in meinen heiligen Hain zu gehen.  Die letzten Tage waren geprägt von vielen Terminen, Besprechungen und für mein Gefühl unnötigen Unterhaltungen. Mein Innerstes ist aufgewühlt, angespannt und auch etwas traurig, angesichts der familiären Situation. Somit alles gute Gründe, um in mich einzutauchen und alles andere ihren eigenen Platz einnehmen zu lassen.

 

Zuerst nehme ich eine ausgiebige Salzdusche, um mich körperlich zu Reinigen. Dieses abreiben mit Salz aus dem Himalaya gibt dem Körper ein frisches und angenehmes Gefühl, sodass es mir wieder Freude bereitet in diesem Körper zu sein, da die Hektik verschwunden ist. Eingehüllt in meinen kuscheligen Bademantel beginne ich Kerzen, Räucherwerk, etwas zu Trinken und ein paar Trauben an meinem Wohlfühlplatz in der Wohnung her zu richten. Ich sehe mich um und bin zufrieden mit der Atmosphäre, die die Kerze und die Räucherung erschaffen haben. Langsam lasse ich mich in meinem Schwingsessel nieder und schalte die Trommelmusik ein, welche mich immer begleitet, wenn es gerade sehr herausfordernd ist. Ich schließe meine Augen und gleite langsam in die Schwingung der Trommeln.

 

Vor meinem inneren Auge erscheint das Bild von meinem Seelenplatz, mein heiliger Hain. Ich betrete diesen Ort, welcher mit einem saftigen Grün, vielen Bäumen, Blumen, einem kleinen Bach, einem Steinkreis und einer Feuerstelle bereits auf mich wartet. Das Vogelkonzert tut sein Übriges dazu, dass ich hier zu Hause bin und alles von mir abfällt, was mich in den letzten Tagen eingenommen hat.

Meine Schritte führen mich zuerst zu dem kleinen Bach und ich stelle mich in dieses fließende Gewässer und genieße die Kühle, die mich umspült. Meine Ohren nehmen das leise Gemurmel des Wassers wahr und es zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. Mit geschlossenen Augen spüre ich die Worte des Wassers, welche mich willkommen heißen und den letzten Rest der Anspannung einfach mit fortnimmt. Mit einer kleinen Verbeugung als Dank öffnen sich meine Augen und meine Füße schreiten langsam auf dem weichen Gras und Moos Richtung Steinkreis.

Es zieht mich heute nach Westen und bevor ich komplett in den Steinkreis trete, bleibe ich einen Augenblick zwischen zwei großen Menhiren stehen, breite meine Arme nach recht und links aus, berühre die beiden Steine und sende Frieden durch meine Handflächen. Einen Augenblick später spüre ich ein schwaches Vibrieren in meinen Hand Chakren. Mein Herz macht einen kleinen Freudensprung und das Lächeln vertieft sich in meinem Gesicht. Mit einer kleinen Verbeugung betrete ich den Steinkreis.

Dort wartet bereits das Druidenpärchen mit ihren Begleitern, zwei Hunden, bei einem Feuer auf mich. Sie geben mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich mich setzen soll. Dieser Aufforderung komme ich nur zu gerne nach. Nachdem ich meinen Platz an der Feuerstelle eingenommen habe, begrüßen mich die beiden Vierbeiner auf ihre ungestüme und liebende Art, sodass ich lauthals lachen muss. Diese Beiden zeigen so unverblümt ihre Liebe und ihre Zuneigung, dass es unmöglich ist, nicht aus vollem Herzen zu strahlen. Beendet wird diese Begrüßung erst, wenn sie der Meinung sind, dass ich vollkommen im hier und jetzt angekommen bin. Sie legen sich zu meinen Füßen und entspannen sich, sodass sich ihre Augen wie auf Kommando schließen. Seufzen noch einmal auf und driften in einen leichten Schlaf.

Sonea und Vitar beobachten die Szene mit den Hunden und mir, lachen aus vollem Herzen und geben mir die Zeit mich vollkommen einzufinden. Die Ruhe, die sich jetzt breit macht, ermöglicht es mir, mich angekommen, angenommen und gefühlt wahrgenommen zu werden.

Sonea lächelt mich an und fordert mich somit auf zu erzählen, welche Gedanken mich gerade beschäftigen. Eigentlich weiß ich nicht wo ich anfangen soll, und beschließe heute nicht zu sprechen, sondern die Nähe der Beiden, der Hunde und das Feuer zu genießen. Alles dort zu lassen, wo es gerade ist. Vitar und Sonea sehen sich an und lächeln. Dies ist das erste Mal, dass ich so handle, und wir spüren alle, dass dies für mich ein großer Schritt ist. Den bis jetzt war es so, dass ich mich nur allein auf das Fühlen nicht einlassen konnte.

Ich sitze bequem an der Feuerstelle, sehe wie die Flammen zügeln und versinke in diesem Feuer. Beim nächsten Augenaufschlag ist das Feuer runter gebrannt, die Beiden mit ihren Hunden verschwunden und der Himmel über mir, Sternen klar. Ich fühle mich etwas verwirrt und sehe mich um. Mein Blick bleibt auf einer Eiche hängen, welche am Rande des Steinkreise steht. Dort sitzt ein Eichelhäher in den Ästen und schaut in meine Richtung. Ich kann den Blick nicht von ihm wenden und bleibe ruhig auf meinem Platz sitzen und beobachte ihn.

Der Eichelhäher sieht mich lange an und fliegt dann zu mir. Er setzt sich vor mich hin und beginnt mit seinem Kopf auf und ab zu wippen. Ich beobachte und ein Gefühl von Faszination macht sich in mir bereit. Als nächstes beginnt er auf und ab zu laufen vor mir und mein Kopf folgt ihm automatisch.

Dieses Gefieder, das helle braun mit den blauen Federn und den schwarzen Streifen, sowie das rot im Federkleid, strahlt eine Schönheit aus, welche ich so bei einem Vogel noch nicht wahrgenommen habe. Plötzlich bleibt er vor mir stehen und sieht mir mit seinen schwarzen Augen direkt in meine.

Ich spüre wie sich eine geistige Verbindung zwischen uns aufbaut, und verlangsame meinen Atem etwas, denn dieses Gefühl der Verbindung macht mich ganz aufgeregt. Das Wort „Hallo“ formt sich in meinem Kopf und ein Lächeln formt sich auf meinen Lippen. Ich antworte geistig mit „Hallo“ und der Eichelhäher bestätigt mit Kopf wippen, dass er mich hört. Ein großes Gefühl der Freude durchströmt mich und meine Augen beginnen zu glänzen und das Lächeln vertieft sich in meinem Gesicht. Es ist dies das erste Mal, dass ich in einer geistigen Verbindung zu einem Tier eine solche Freude spüre.

Plötzlich überfluten mich die Worte „Ent-täuschung, bin da, Prüfung, Meisterschaft, bestehen, Bäume, Heilung, Anderswelt, Waldbewohner, mutig, Verantwortung, Wandlung, Worte, weise, Macht, Zepter, Schwingung, Ton, Reinigung, Rat und Tat“.

Uff, meine Augen werden groß und ich halte die Luft an. „Langsam, langsam“ sende ich ihm gedanklich, doch er verneint mit einem Kopfschütteln und schwingt sich in die Luft und weg ist er. Ich atme aus und bin gefühlsmäßig und gedanklich voll überfordert. Meine Augen fallen auf den Boden und sehen dort eine blaue Feder mit schwarzen Steifen, welche der Eichelhäher mir hinterlassen hat. Ich habe sie bedächtig auf und betrachte sie eingehend. Meine Gedanken gehen die empfangenen Worte nochmals durch und können sie nicht ganz erfassen, jedoch meine Gefühle und mein Herz machen Luftsprünge. Den diese Beiden wissen bereits, dass wir einen sehr machtvollen Begleiter an unserer Seite haben, welcher uns in der derzeitigen weltlichen Situation unterstützt, begleitet und bereichert.

 

Mein Gehirn beginnt sich bereits zu regen und ich komme langsam aus meiner Trance zurück. Ich strecke mich und trinke einen Schluck Wasser und esse ein paar Trauben. Diese Begegnung mit dem Eichelhäher hat ihre Spuren in meinen Gedanken hinterlassen und ich überdenke nochmals meine derzeitige Lebenssituation. Je mehr ich mich auf die Worte und die Gefühle im hier und jetzt einlasse, umso mehr erkenne ich, dass ich gut geführt und beschützt bin. Ich schreibe mir die Worte, die mir der Eichelhäher gesandt hat auf, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Auf meinem nächsten Waldspaziergang finde ich eine Eichelhäher Feder, blau mit schwarzen Streifen, und dieses Zeichen bestätigt meinem Gehirn nochmals, dass diese Begleitung sehr real ist. Seit dieser Zeit trage ich eine Eichelhäher Feder bei mir und diese erinnert mich immer daran, dass ich mich ganz und gar auf meine eigene Intuition verlassen kann. Alles was ich brauche, trage ich in mir und sollte ich mal den Weg nicht klarsehen, gibt es immer jemanden der mich begleitet und unterstützt.

 

Blessings

Monja

geschrieben Juli 2024